Ja, Don Carlos. Und?
Ich schätze meine Ruhe, ich mag meine Privatsphäre. Ich hasse nichts so sehr, wie von Fremden angesprochen zu werden, als würden sie mich kennen. Menschen, die einfach auf einen zukommen, und die Tatsache, dass man da steht, mit einem Reclambüchlein in der Hand, LESEND, als Gesprächsaufforderung verstehen. Als würde ich ein T-Shirt tragen, auf dem steht „Sprich mich an! Ich tu nur so als ob ich lesen würde. In Wirklichkeit mache ich das nur, um die Aufmerksamkeit wildfremder Männer auf mich zu ziehen. Also, sprich mich an!!“. Und auf meiner Jean steht „Ich langweile mich!! Komm her, red mit mir! Ich will es doch!!“. Am Arsch. Ja, da ist Platz genug.
Ich hasse das. Ja, ich lese grad den Don Carlos, na und? Ich LESE. Nein, ich habe keine Zeit, mich mit deinen Problemen zu befassen. Sie interessieren mich auch nicht. Ja, ich schaffe es auf eigene Faust über die Straße, und nein, ich gebe dir nicht meine Telefonnummer, auch wenn ich keinen Freund habe. Nein, ich finde den Weg nach Hause schon selbst.
Ich will doch einfach nur meine Ruhe haben. Und meinen Don Carlos weiter lesen.

Menschen.

Ich bin wohl asozial.

Christian Ulmen in dünn, und die Spanierin in der Straßenbahn, die dem anderen Ende des Telefons erklärt hat, man könne sich ja im Kaffeehaus treffen, neben dem Burgtheater, LEHMANN, gegenüber dem Rathaus, Café LEHMANN, ganz genau.

Ich bin Gan aus Südtirol, und wer bist du?

bin ich mindestens haltbar. Sehr nette Leute. Sehr sehr nette Leute.

(ja, ich weiß, eine Woche zu spät. Musste Abstand zum Text gewinnen, um dazu zu stehen. Oder so.)